Psycho by Robert Bloch

Psycho by Robert Bloch

Autor:Robert Bloch
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2012-09-10T22:00:00+00:00


10

Norman sah den älteren Herrn lächelnd an und sagte: „Hier ist der Schlüssel. Das macht zehn Dollar für zwei Personen, bitte.“

Die Frau des älteren Herrn öffnete ihre Handtasche. „Ich habe das Geld hier, Homer.“ Sie legte einen Schein auf den Tisch und nickte Norman zu. Dann hielt sie inne und kniff die Augen zusammen. „Was ist denn los? Fühlen Sie sich nicht wohl?“

„Ich - ich bin ein wenig müde. Das spielt keine Rolle. Ich mache jetzt zu.“

„So früh? Ich dachte, Motels haben durchgehend offen. Besonders am Samstag.“

„Wir haben hier draußen keinen großen Betrieb. Außerdem ist es fast schon zehn.“

Fast schon zehn. Nahezu vier Stunden. Oh, mein Gott...

„Aha! Also, gute Nacht.“

„Gute Nacht.“

Sie gingen hinaus, und er konnte endlich den Schreibtisch verlassen, das Schild ausknipsen, das Büro zusperren. Zuerst aber würde er, einen Schluck trinken, einen ordentlichen Schluck, weil er ihn dringend brauchte. Und es spielte auch keine Rolle mehr, ob er trank oder nicht. Jetzt spielte nichts mehr eine Rolle. Alles war vorbei. Alles war vorbei - oder fing erst an.

Norman hatte schon einiges getrunken. Den ersten Schluck hatte er sich vergönnt, als er gegen sechs ins Motel zurückkehrte, und seither jede Stunde einen weiteren Schluck. Sonst hätte er es nicht durchgehalten, hätte nicht hier herumsitzen können und wissen, was oben im Hause unter dem Flurteppich lag. Dort hatte er es liegen lassen, hatte gar nicht erst versucht, es wegzuschaffen, hatte nur die Teppichkanten hochgeschlagen und drübergedeckt. Es war viel Blut da, würde aber nicht durchsickern. Außerdem hätte er gar nichts unternehmen können. Jedenfalls nicht am hellichten Tag.

Nun allerdings mußte er ins Haus zurück. Er hatte Mutter streng befohlen, nichts anzurühren und er wußte, sie würde gehorchen. Komisch, wie sie, als es geschehen war, sofort wieder zusammenklappte. Es schien, als könnte sie sich zu allem aufreizen - nannte man es nicht die manische Phase? -, aber sowie es vorbei war, verließen sie ganz einfach die Kräfte, und er mußte zupacken. Er hatte ihr befohlen, in ihr Zimmer zurückzukehren, sich nicht am Fenster blicken zu lassen, sich hinzulegen, bis er kam. Und er hatte die Tür abgesperrt.

Jetzt würde er sie aufsperren müssen.

Norman machte das Büro zu und trat hinaus. Der Buick, Mr. Arbogasts Buick, stand noch dort, wo er ihn geparkt hatte.

Wäre es nicht wunderbar gewesen, sich in den Wagen zu setzen und wegzufahren? Wegfahren, weit weg, und nie wieder zurückkehren? Weg von dem Motel, weg von Mutter, weg von dem Etwas, das im Flur unter dem Teppich liegt?

Einen Augenblick lang stieg die Versuchung in ihm hoch, aber nur einen Augenblick lang. Dann verschwand sie, und Norman zuckte die Schultern. Es würde nicht klappen, das wußte er schon. Nirgendwo würde er sicher sein. Außerdem wartete das Etwas auf ihn. Es wartete auf ihn -

Also blickte er nach links und rechts die Straße entlang, und dann überzeugte er sich, ob Nummer eins und Nummer drei die Sonnenrollos herabgezogen hatten, und stieg dann in Mr. Arbogasts Wagen ein und holte die Schlüssel hervor, die er in Mr. Arbogasts Tasche gefunden hatte. Ganz langsam fuhr er zum Haus hinauf.



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